Sobald ein Baby nicht mehr ganz wie ein Neugeborenes aussieht, kommen die ersten Fragen: "Wie lange willst du denn noch stillen?" "Wann möchtest du mit dem Abstillen beginnen?" oder auch schon mal ein verständnisloses "Stillst du immer noch?". Ich muss zugeben, bevor Maxi auf der Welt war, hatte ich zum Thema Abstillen auch einen eigenen festen Plan im Kopf. Einen, der hierzulande ziemlich gewöhnlich sein dürfte. Mit 5 Monaten wollte ich Brei einführen. Mit spätestens 7 Monaten dann tagsüber keine Muttermilch mehr geben. Und das nächtliche Stillen mit ca. einem Jahr aufgeben. Doch kaum war der Kleine bei uns, warf ich diesen Plan in Null Komma Nix über den Haufen.
Da Maxi etwas voreilig zu uns nach draußen wollte, konnte ich nämlich zu Beginn gar nicht stillen. Er war zu schwach zum Trinken und bekam daher abgepumpte Muttermilch aus der Frühchen-Flasche. Während dieser Zeit hatte ich Milch im Überfluss für ungefähr drei gut genährte Babys. Eine eher ungünstige Kombination. Es dauerte einige Wochen, bis die ungeliebte Pumpe zurück zur Apotheke konnte und das lästige Abspülen und Auskochen von Zubehör und Fläschchen ein Ende hatte. Ich war so froh, als der kleine Kämpfer dann endlich die nötige Kraft aufbrachte und wir doch noch ein Still-Team wurden. Irgendwann später pendelte sich dann sogar meine Milchmenge auf Normal-Level ein und ich konnte bei Maxi's Mahlzeiten ganz entspannt die Zweisamkeit genießen. Ans Abstillen verschwendete ich überhaupt keinen Gedanken mehr...
Und das tue ich auch bis heute nicht. Denn durch BLW überlasse ich es voll und ganz meinem Sohn, den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen. Er bestimmt immer noch wann und wie viel er trinkt. Ganz wie er es von Anfang an gewöhnt ist.
Zurzeit (BLW-Woche 14) würde ich Muttermilch noch immer als seine Hauptnahrungsquelle bezeichnen. Er verlangt tagsüber meist regelmäßig alle 2,5 - 3,5 Stunden nach einer Milchmahlzeit und meldet sich normalerweise 1-2 mal pro Nacht für einen Imbiss. Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel ;-) Zusätzlich - und nicht stattdessen - nimmt er so oft es geht an unseren Mahlzeiten teil und isst dort was und so viel er mag.
Da ist es schon sehr praktisch, dass Maxi im Laufe der letzten Monate zum Schnelltrinker geworden ist. Das Stillen dauert selten mal über 5 Minuten. Anfangs brauchte er mindestens 20, manchmal sogar bis zu 40 Minuten. Damals glaubte ich phasenweise, dass ich wohl außer Stillen und Windeln wechseln wohl nie wieder für etwas anderes Zeit finden würde. Inzwischen bin ich heilfroh, dass ich meinen 9 Monate alten Sohn auch tagsüber noch nach Bedarf stille. Und dass die feste Nahrung buchstäblich nur Beikost und keine ANSTATTkost ist, die in Menge und Nährwert ganze Stillmahlzeiten ersetzen muss. Endlich mal etwas, worüber man sich keine Sorgen machen muss. Denn Vitamine, Mineralstoffe und Co. kommen ja hauptsächlich aus der Muttermilch und "nur" zusätzlich - mal mehr, mal weniger - aus den BLW-Mahlzeiten. Sich zu fragen, ob der Nachwuchs denn jetzt auch genug gegessen hat bzw. ob er satt geworden ist, ist bei BLW eigentlich völlig unsinnig. Und trotzdem tut man genau das am Anfang. Aus Gewohnheit, weil man es eben nicht anders kennt. Dabei tut es so gut, wenn man bei einem Baby-Thema mal gelassen bleiben darf. Es gibt schließlich noch genügend andere Baustellen, die den mütterlichen Puls in die Höhe treiben können (z. B. ob man auch wirklich alle potenziellen Gefahren für angehende Krabbler aus dem Wohnzimmer verbannt hat...) Dank BLW kann man zumindest das Thema Beikost mal etwas gelassener und gemächlicher angehen. Denn nur langsam und in Maxis individuellem Tempo, soll sich die Verteilung zwischen Milch und fester Nahrung langfristig umkehren.
Until one, food is for fun. Wo genau ich diesen Slogan gelesen habe, kann ich schon nicht mehr genau sagen. Entweder direkt im BLW-Grundlagenbuch oder aber während meiner Recherchen zu dem Thema im Internet. Er bedeutet nichts anderes, als dass die Babys bis sie ein Jahr alt sind spielerisch den Umgang mit dem Essen lernen dürfen. Erst danach werden sie beginnen tatsächlich davon satt zu werden. Sie haben also ungefähr 6 Monate Zeit Greifen, Beißen, Kauen, Schlucken, Lutschen, Kanbbern usw. zu üben. Ohne Zwang, ganz nach Lust und Laune. Klingt doch gut, oder? Die harte Realität mit unangekündigten Mathetests in der Schule kommt ja sowieso noch früh genug.
Veränderungen in unserem Still-Alltag, kann ich aber auch bereits jetzt schon feststellen. Zum Beispiel in Woche 12, als unser Kleiner plötzlich von heute auf morgen Riesenportionen aß. Da war der Magen dann natürlich voll und er verlangte dementsprechend eine ungewöhnlich lange Zeit nicht nach Muttermilch. Andersherum gibt es diesen Effekt aber auch. Das habe ich insbesondere letzte Woche während der heißen Tage feststellen können. Weniger Interesse am Essen bedeutete dann eben kürzere Stillabstände. Glücklicherweise reguliert der smarte weibliche Körper ja die Milchmenge anhand der Nachfrage und man ist immer gut gerüstet. :-)
PS: Die ersten Zeilen dieses Artikels sind schon mehrere Monate alt. Ich hatte mal damit begonnen, ihn aber nie fertig geschrieben. Als jetzt kürzlich per Email mehrere Nachfragen zum Thema Stillen kamen, fiel er mir wieder ein. Das Stillen ist für mich ein so selbstverständlicher Teil des Alltags geworden, dass ich vermutlich deshalb so wenig darüber schreibe.
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Sophie (Donnerstag, 06 Juli 2017 20:44)
Wunderschönes Foto
Laura (Samstag, 18 April 2020 10:59)
Hallo, danke für deinen Blog er hilft mir so sehr. Wir machen auch blw meine kleine ist nun 7 Monate alt. Mein Problem ist das sie meistens vor dem eigentlichen Essen gestillt werden möchte und dann danach nur noch wenig Hunger hat. Kann aber auch nicht die Essenszeiten vorlegen da wir sonst um 11 Uhr Mittagessen. Wenn ich es zu spät lege wird sie wieder müde. Momentan ist irgendwie der Wurm drin in unserem Tagesplan �� das lief auch mal besser �