Kurze Einführung in die Baby-led Weaning Theorie

Quelle: G. Rapley, T. Murkett; Baby-led Weaning, Das Grundlagenbuch. Der stressfreie Beikostweg; 4. Auflage; München; 2013

Baby-led Weaning (BLW) bedeutet frei übersetzt "durch das Baby geleitete Entwöhnung". Das heißt, dass man dem Baby die Führung bei der Umstellung von Brust oder Flasche auf feste Nahrung überlässt. Es wählt nicht nur den Startzeitpunkt und die Dauer der mehrmonatigen Entwöhnungsphase selbstständig aus, sondern entscheidet jeden Tag darüber, was und wie viel es isst - oder eben nicht isst. Klassisches Füttern mit dem Löffel gibt es bei BLW nicht. Und Brei bekommen die Kleinen nur dann, wenn auch der Rest der Familie Brei isst. Gemüse, Fleisch und Co. wird statt dessen in der Regel unpüriert in handlichen Stücken angeboten. Ein neuer Trend, der eigentlich ziemlich alt ist.


Im eigenen Tempo spielerisch von den Eltern lernen

Der natürliche Spiel- und Nachahmungstrieb sorgt dafür, dass das Fingerfood früher oder später im Mund des Babys landet und vielleicht sogar erste Bissen gekaut und geschluckt werden. Satt werden kann es natürlich von den winzigen Mengen noch nicht. Muss es aber auch nicht. Es wird sogar ausdrücklich empfohlen zu Beginn nur einem ausgeschlafenen und satten Baby Fingerfood anzubieten. Das erhöht die Chancen, dass es sich auf die Nahrungsmittel konzentriert und auch Lust hat, diese spielerisch zu entdecken. Dabei geht es vor allem um spannende Geschmackseindrücke und um gemeinsame Zeit am Familientisch.

 

Seinen Nährstoffbedarf deckt das Baby weiterhin über Muttermilch oder Milchnahrung, die nach Bedarf gegeben wird. Sobald es dann nach vielen Übungsversuchen gelernt hat selbstständig nennenswerte Mengen zu essen, wird es nach und nach auch ganz intuitiv die tägliche Milchmenge reduzieren und sich am Ende vielleicht sogar von selbst abstillen.

Abwechslungsreiches Fingerfood ganz nach Lust und Laune

Im besten Fall bekommt das Baby immer genau das, was auch die erwachsenen Vorbildesser bekommen. Vorschriften in welcher Reihenfolge einzelne Nahrungsmittel einzuführen sind, bedarf es nicht, da BLW erst um den vollendeten sechsten Monat herum startet. Der Darm des Babys ist zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich weiter entwickelt, als bei einem Baby mit drei oder vier Monaten (dem in Deutschland üblichen Breistart). Einschränkungen gelten lediglich beim Salz- und Zuckergehalt der angebotenen Nahrungsmittel. Außerdem sollte dem Baby eine möglichst ausgewogene und abwechslungsreiche Palette dargeboten werden.

 

Da Füttern nicht zum BLW Konzept gehört und das Baby auch nicht ermutigt werden sollte seinen Teller leer zu essen, darf es bei jeder Mahlzeit selbst entscheiden was und wie viel es isst. Die handlichen Essens-Portionen werden dem Baby angeboten und nicht eingeflößt. So entwickelt es von Anfang an eine gesunde Einstellung zum Essen und kann sich ganz auf sein persönliches Hungergefühl verlassen. Stillbabys sind dies ja ohnehin nicht anders gewohnt, da sie immer selbst bestimmen wie schnell und wie viel sie bei den Mahlzeiten trinken.

Eigentlich ziemlich Retro...

Auch wenn es so klingen mag, BLW ist keine neue Erfindung. Seit vielen Jahren überlassen Eltern ihren Kindern die Führung bei der Entwöhnung - insbesondere wenn beim zweiten oder dritten Kind die Zeit und die Geduld für das Füttern mit dem Löffel fehlt. Bisher wurde jedoch nur selten darüber gesprochen. BLW fasst also schlicht und einfach das zusammen, was schon für viele Generationen intuitiv funktioniert hat.