Kalt, nass und ungemütlich... Jetzt ist wohl endgültig der Herbst da. Und damit auch die Zeit der dicken Jacken und Mützen. Im Klartext also: Die Zeit der nächsten Herausforderungen. Denn Anziehen ist bei uns immer noch ein kleiner Kampf, sobald es länger als 2 Minuten dauert oder mehr als eine Strumpfhose und einen Pulli umfasst. Und Mützen? Davon will ich erst gar nicht anfangen. Maxi spielt auf jeden Fall lieber "Mama, heb auf!" als warme Ohren zu haben.
Ein Glück, dass wir die große Sauerei-Phase hinter uns haben und nun sogar einzelne Mahlzeiten schon ohne Lätzchen fleckenfrei überstehen. Vorausgesetzt natürlich es gibt Fingerfood-freundliche Gerichte und keine Joghurt-Experimente.
Aber auch solche Experimente müssen ab und an mal sein. Denn nur wer kleckern darf, der kann auch dazu lernen. Und deshalb gibt es bei uns ab und an - wenn ich selbst die nötige Ruhe und Muße für den anschließenden Großputz habe - statt der inzwischen obligatorischen Müsli-Bällchen (also den Bananen-Bällchen in allerlei kreativen Frühstücks-Varianten) ein paar Löffel Joghurt für Maxi. Durch meine Versuchsreihe habe ich schon herausgefunden, dass stichfester Joghurt viel besser auf dem Besteck bleibt als der cremige. Hier lohnt sich also ein cleverer Einkauf. Und irgendwann, wenn Maxi nach den ersten vorsichtigen Erfolgserlebnissen übermütig wird, dann hilft nur noch der Griff zu den Schmelzflocken, um "Joghurtzement" herzustellen und diesen am Löffel quasi festzukleben. Geschmacklich finde ich den selbst gemischten Zement übrigens genau wie unser Söhnchen sehr lecker. Also keine falsche Zurückhaltung an dieser Stelle...
In dieser Woche saß ich also mal wieder mit einem Löffel und einem Becher stichfestem Joghurt bewaffnet vor Maxi. Und der schaute wie immer dabei zu, wie ich seinen Löffel belud. Nachdem er das Ergebnis zwei oder drei mal verputzt hatte, ließ er dann seinen Löffel nicht mehr los. Immer wenn ich danach greifen wollte, hielt er ihn zur Seite und deutete mit der freien Hand auf den Joghurtbecher. Da dauerte es natürlich nicht lange, bis ich verstanden hatte, was Maxi wollte. Selber löffeln. Also hielt ich ihm den Becher hin und er tauchte den Löffel stolz hinein. Dank der stichfesten Konsistenz blieb sogar etwas daran haften und er schleckte es begeistert ab. Danach freute er sich ausgiebig mit mir und wollte dann natürlich gleich noch einmal... Das Löffeln ist im Moment zwar noch mehr ein Dippen, weil Maxi sein Handgelenk noch nicht abknickt und dreht - hierzu habe ich irgendwo mal gelesen, dass das sowieso erst mit ca. 18 Monaten möglich ist - aber es ist trotzdem ein toller neuer Entwicklungsschritt.
Und nicht nur mit der neuen motorischen Fähigkeit konnte Maxi uns in Woche 32 überraschen, sondern auch mit seinem Geschmack. Während unserer Mittagspause nach einer kurzen Wanderung (ganz sicher der letzten für dieses Jahr...) hatte er nämlich knusprige Pommes auf seinem kleinen Teller liegen. Aber statt ordentlich zuzuschlagen, beäugte er die Kartoffelsticks erstmal, probierte dann und wirkte wenig überzeugt. Schließlich packte ich aus unserem Rucksack die mitgebrachten Spinat-Ricotta-Knödel und Ofen-Kürbis aus und legte es dazu. Und Maxi entschied sich ohne zu zögern für Knödel und Kürbis. In seinem Fall stimmt also das Vorurteil nicht, dass Kinder sich im Zweifel immer für die ungesundere Variante entscheiden würden. Ob das nun an BLW liegt oder an unserer überwiegend gesunden Küche daheim, das kann jeder interpretieren wie er mag. Vielleicht ist Maxi aber auch eine Ausnahme oder Pommes sind das einzige Lebensmittel (bisher), dass er nicht mag. Wir werden sehen.
Und dass Maxi irgendwann auch Phasen haben wird in denen er Gemüse und/oder Obst komplett verschmäht, darauf bin ich geistig schon vorbereitet. Aber vielleicht werden sie nicht so ausgeprägt sein oder nicht so lange dauern, wenn wir ihm weiterhin ein gutes Vorbild sind. Denn so lange es geht versuchen wir auch nach seinem ersten Geburtstag Zucker und Süßigkeiten zu vermeiden. Ausnahmen sind aber erlaubt. Die erste gab es in dieser Woche. Da durfte Maxi nach einem leckeren Essen mit Freunden von der Panna Cotta zum Nachtisch kosten. Und - ganz ehrlich - es hat ihm zwar geschmeckt, aber völlig aus dem Häuschen war er nicht. Die frischen Himbeeren, die es dazu gab, haben ihm mindestens genauso gut gefallen.
Von diesen Erlebnissen und von der Tatsache, dass Maxi auch super gern bittere Grapefruit isst, fühle ich mich in meiner Annahme bestätigt, dass man einen Großteil der industriellen Baby- und Kinderprodukte überhaupt nicht braucht. Insbesondere solche nicht, die der Philosophie folgen: "Hauptsache irgendwie (ein bisschen) süß, dann werden es die Kinder schon essen." Wir essen doch auch nicht den ganzen Tag nur süße Speisen und wollen Abwechslung auf dem Tisch. Warum sollte das bei unseren Kindern anders sein?
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