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Ist BLW auch was für uns?

Baby-led Weaning - Ist das auch was für uns?

Eins steht fest: Baby-led Weaning ist anders. Um herauszufinden, ob dieses Konzept auch zu euch und eurem Alltag passt, helfen vielleicht die folgenden 3 Fragen.

 

1. Kann ich meinem Baby eine ausgewogene und abwechslungsreiche Kost anbieten?

Sicher müsst ihr keinen Master in Ökotrophologie besitzen, um BLW praktizieren zu können, aber ein gewisses Verständnis für gesunde Ernährung, halte ich persönlich für eine wichtige Voraussetzung. Hält man Streichwurst und Erdbeerkäse für wichtige Vitaminlieferanten, dann ist der Griff ins Gläschenregal ohne Frage die bessere Entscheidung.

Und idealerweise weiß man nicht nur, dass die Kartoffeln aus dem Kochtopf gesünder sind als die aus der Chipstüte, sondern isst sie auch noch gern. Mit diesen Ausgangsbedingungen ist schon viel gewonnen. Die Details kann man prima googeln - beispielsweise besonders eisenhaltige Getreidesorten - und seine Essgewohnheiten dann hier und da ein wenig anpassen. Am Anfang lässt sich vielleicht noch etwas tricksen. Aber je älter die Kinder werden, desto wichtiger wird es, dass tatsächlich das Gleiche auf allen Tellern landet. Wie groß die Ernährungsumstellung für Mama und Papa dann tatsächlich ist, kommt stark darauf an, wie gesund sie schon vorher gegessen haben.

 

2. Habe ich genügend Zeit und Motivation für gemeinsame Mahlzeiten?

Eine Mahlzeit aus frischen Produkten zuzubereiten kostet zum Teil mehr Zeit, als auf Conveniece zurückzugreifen. Fertigprodukte müssen selbstverständlich nicht komplett vom Speiseplan gestrichen werden, aber ein Blick auf die Zutatenliste bedeutet in vielen Fällen, dann doch das Aus für BLW. Zusatzstoffe, Zucker, zu viel Salz... das kommt nicht selten in die Tüten, Kartons und Gläser. Steht dabei aber meist nur "verschlüsselt" in der Zutatenliste. Wer auf Nummer sicher gehen will, kocht eben doch lieber selbst. Dadurch lassen sich auch Form und Konsistenz der Lebensmittel besser variieren. Damit das Essen vom Baby gut in der Hand gehalten, zum Mund geführt und optimalerweise dann auch noch verspeist werden kann, muss man sich nämlich manchmal ganz schön was einfallen lassen. Die Stücke müssen klein genug zum Greifen sein, aber groß genug, damit aus der Faust auch etwas herausschaut. Sie sollten hart genug sein, um nicht direkt zermatscht zu werden und weich genug für das zahnlose Zerkleinern. Bei uns zeigte sich ziemlich schnell, dass die Mahlzeiten umso reibungsloser verlaufen, je besser Zutaten und Zubereitung auf die Bedürfnisse unseres Kleinen abgestimmt sind. Und weil er rasend schnell lernt, ist das, was gestern noch perfekt war, morgen schon wieder ungünstig... Kreativität und Flexibilität lohnen sich also!

Neben raffinierten Rezepten zeigt sich bei uns außerdem, dass Ruhe bei den Mahlzeiten wichtig ist. Die Babys essen in ihrem eigenen Tempo. Mal schnell, mal langsam und vielleicht auch mal gar nicht. Das sollte man respektieren und sicherheitshalber etwas mehr Zeit einplanen. Bei BLW bleibt einem ja ohnehin nur die passive Rolle. Mit dem Spielzeug ablenken und schnell noch ein paar Löffel Obst reinschieben, damit man noch rechtzeitig zum Bus kommt, das funktioniert nicht. Die kleinen Feinschmecker entscheiden selbst, wann eine Mahlzeit beendet ist.

Und nach mehr oder weniger viel Kleckerei, muss danach natürlich auch noch der Esstisch samt Fußboden geputzt werden. Je nachdem wie weit die Kleinen werfen können gern auch mal großflächig. Aber das soll auch bei Breiessern durchaus häufig der Fall sein, habe ich mir sagen lassen.

 

3. Habe ich genügend Geduld und vertraue ich in die Fähigkeiten meines Babys?

Dem Baby die Führung beim Essen zu überlassen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Eine gute Portion Gelassenheit hilft dabei, auch dann nicht einzugreifen, wenn das Kleine zum x-ten Mal die Karotte direkt vor dem offenen Mund fall lässt. "Übung macht den Meister" und deshalb sollten die Babys ausreichend Gelegenheit zum Üben bekommen - also schon von Beginn an, bei mindestens zwei bis drei Mahlzeiten "mitessen" dürfen. Ganz gleich wie erfolgreich oder -los sie dabei sind. Sie erlernen das Essen, wie alles andere in diesem Alter auch, durch Beobachten und Ausprobieren.

Fehlschläge sind dabei ganz normal und wichtig. Auch Verschlucken gehört dazu. Gibt man den Babys keine gefährlichen Lebensmittel wie ganze Nüsse oder Weintrauben, können sie sich aber in der Regel selber helfen. Greifen die Eltern zu früh und/oder zu hektisch ein, stört man ihre natürlichen Reflexe. Husten oder Würgen befördert ein zu großes Stück Nahrung nämlich in der Regel ganz automatisch wieder aus dem Mund.

 

Das hier war natürlich kein Test und auch wenn ihr alle drei Fragen mit einem entschiedenen "Jein" oder gar einem leisen "Nein" beantwortet habt, soll euch das nicht entmutigen. Probiert es einfach aus und entscheidet dann selbst. Ein Wechsel (zurück) zum Brei oder eine Kombination aus BLW und klassicher Beikost ist ja auch immer eine Option...

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